Tortie Kater

Eigene Erfahrungen

Studie

Ein wenig Wissenschaft

- Farbvererbung des Schildpattmusters

- Trisomie bei Katern

- Chimären


Eigene Erfahrungen

 

Unsere Katze Fantaghiro erwies sich im Alter von 4 Monaten als Kater und hat nun den Namen MezzoMixx. Nachdem der erste Schreck groß war, haben wir uns mit der Thematik „Tortie Kater“ intensiv auseinander gesetzt und sind neben viel Begeisterung auch auf viel Abneigung, Neid und jede menge Vorurteile gestoßen.
„Tortie Kater sind alle behindert und unfruchtbar!“
„Alle Tortie Kater haben eine Trisomie“
„Tortie Kater sind nichts Wert und für mich als Züchter total untauglich"

Ja, die meisten Tortie Kater haben in der Tat eine Trisomie. Sie haben anstatt des regulären XY Chromosomensatzes, einen XXY Chromosomensatz. Aber auch unter diesen Katern gibt es fruchtbare Tiere. Denn diese Trisomie ist mit dem Klinefelter Syndrom beim Menschen zu vergleichen. Die Geschlechtsmerkmale sind vorhanden, jedoch wird zu wenig Testosteron gebildet und die Hoden sind verkleinert, außerdem sind die meisten der Spermien zu langsam unterwegs. Weiter unten folgen noch weitere Texte die das ganze wissenschaftlicher erklären und auch die Farbgenetik kurz aufgreifen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Solaris De-La-Platiada
Norwegischer Waldkater in der Farbe Black Tortie von Doreen Stebner


Studie

 

Aber es gab auch eine sehr liebe Züchterin, namens Doreen Stebner, die sich als Hilfe anbot. Sie besitzt einen Tortie Kater (Norwegischer Waldkater), der an einer Studie über bunte Kater teilnimmt. Sein Blut wurde von der tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht und vollständig genetisch aufgeschlüsselt. Das Resultat war ein normaler XY Chrosmosomensatz und der Kater hat bereits gedeckt, ob dieser Deckakt erfolgreich war, wird sich in nächster Zeit zeigen. Doch wie kann das sein, wenn doch überall das Wissen verbreitet ist, dass alle dreifabrigen Kater XXY sein müssen? Ganz einfach: In seltenen Fällen kommt es in der Trächtigkeit dazu, dass zwei Zellhaufen, von eigentlich zwei Babys, miteinander verschmelzen und somit das genetische Gut zweier Katzen in einem Tier vereint wird. Diese Tiere nennt man „Chimären“. Häufig sind sie durch ein geteiltes Gesicht, Farbvariationen die laut Genetik nicht möglich sind (z.B. Vollfarben und vedünnte Farben in einem Tier) oder zwei unterschiedlich farbige Augen, gekennzeichnet.

Dank der lieben Doreen durfte auch unser MezzoMixx teil der Studie werden. Nach einigen Wochen des wartens dann das Ergebnis: Es konnten weder eine Trisomie, noch weibliche Chromosome gefunden werden.

Daher handelt es sich bei MezzoMixx zum derzeitigen Wissensstand um einen XY/XY - Chimären und somit um einen gesunden und uneingeschränkt fruchtbaren Kater.

 

Da dies lediglich eine laienhafte Zusammenfassung von mir war, füge ich weiter unten ein wenig wissenschaftliche Literatur hinzu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solaris De-La-Platiada


Ein wenig Wissenschaft -  Farbvererbung des Schildpattmusters

 

Das Schildpattmuster Das Schildpattmuster folgt einem einfach X-chromosomal kodominanten Erbgang: Sowohl das Allel für die rote als auch für die schwarze Fellfarbe liegen auf je einem der beiden X-Chromosomen; die Katze ist für rot/schwarz also heterozygot. Zwar wäre Rot dominant über Schwarz; allerdings ist in einer Zelle stets nur ein X-Chromosom aktiv, während das andere bereits in der frühen Embryonalentwicklung inaktiviert wird (X-Inaktivierung). Es kann deshalb mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass eine Katze, die ganz rot ist, auf beiden X-Chromosomen das Allel für rot trägt (Homozygotie).
Bei heterozygoten Katzen gibt es zum einen Regionen der Haut, wo das Allel für rot aktiv und das Fell dann auch rot ist, und zum anderen Regionen, wo das Allel für nicht-rot aktiv und das Fell dann schwarz ist. Die Verteilung der roten und schwarzen Regionen ist nicht genetisch festgelegt, sondern wird durch die Embryonalentwicklung bestimmt. Dreifarbige Katzen sind deshalb ein anschauliches Beispiel für ein genetisches Mosaik. In Einzelfällen kann eine der beiden Farben so vorherrschend sein, dass eine Schildpattkatze zunächst für eine einfarbige Katze gehalten wird und erst die Nachkommen aufdecken, dass es sich genetisch um eine Schildpattkatze handeln muss.
Da Kater nur ein X-Chromosom haben, können sie immer nur eine Farbe tragen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schildpattmuster

Ein wenig Wissenschaft - Trisomie bei Katern & Chimären

 

Trisomie bei Katern:
Durch Fehler bei der Reduktionsteilung im Laufe der Herstellung von Keimzellen, können sowohl fehlerhafte Eier mit zwei X-Chromosomen, als auch fehlerhafte Spermien mit der Konstellation XY entstehen. Normale Eier haben nur ein X-Chromosom und normale Spermien entweder ein X- oder ein Y-Chormosom. Bei der Befruchtung entstehen nun also fehlerhafte Zygoten, die ein X-Chromosom zuviel haben. Die Konstellation XXY nennt man auch Klinefelter. Diese Kater sind meist unfruchtbar. Insoweit haben Sie recht. Doch weniger als ein Drittel der wissenschaftlich untersuchten Schildpattkater gehört zum Gentyp XXY. Es gibt nämlich noch andere Möglichkeiten, als Kater zu einer Schildpattfärbung zu kommen.
Des Rätsels Lösung liegt auf der Hand, wenn man die Gen-Typen der Schildpattkater betrachtet, die keine Klinefelter sind. Etwas mehr als ein Drittel der wissenschaftlich untersuchten Schildpattkater sind genetisch komplizierte Mosaiktiere. Das heißt, sie haben verschiedene Zelltypen. Es gibt Tiere mit bis zu vier verschiedenen Typen z. B. XX/XY/XXY/XXYY. Ein solches Tier hat Zellen mit der normalen weiblichen Konstellation XX, mit der normalen männlichen Konstellation XY, mit der Klinefelter Konstellation XXY und sogar mit der Doppelkonstellation XXYY. Ein weiteres Phänomen ist, daß fast ein Fünftel der wissenschaftlich untersuchten Schildpattkater die ganz normale männliche Konstellation XY besitzt. Ca 17 % der untersuchten Tiere waren nachweislich fruchtbar. Wie kann es zu solch kuriosen Gen-Konstellationen kommen?
Eine Möglichkeit für ein Mosaik-Tier besteht in der fehlerhaften Zellteilung einer Zygote in sehr frühem Stadium (Mutation). Bei einer Zellteilung wird zunächst der Chromosomensatz verdoppelt, dann auf die beiden Zellhälften verteilt, um schließlich in zwei getrennten Zellen zu existieren. Bei diesem Zell-Vermehrungs-Prozeß kann es geschehen, daß die X-Chromosomen falsch verteilt werden und so Zellen mit einem überzähligem X-Chromosom entstehen. Diese Zellen setzen diesen Fehler durch weitere Zellteilung fort und es entsteht eine Zelllinie mit falscher Chromosomenzahl. Da in dem kugeligen Zellhaufen, den das beginnende Leben bildet, dieser Fehler nur in einer Zelle geschehen ist, haben die übrigen Zellen eine normale Chromosomenzahl und bilden normale Zelllinien - ein Mosaiktier ist entstanden. Es schadet der Entwicklung übrigens nicht, wenn bei diesem Prozeß nicht lebensfähige Zelllinien ohne X-Chromosomen entstehen, denn der kugelige Zellhaufen ist in diesem Stadium noch sehr flexibel und kann solche Verluste ausgleichen. Dies wird z.B. durch eineiige Zwillinge bewiesen. Der Zellhaufen teilt sich in zwei unabhängige Haufen und jede Hälfte ist in der Lage diesen Verlust von der Hälfte der Zellen auszugleichen und einen Zwilling auszubilden.

Chimären:
Eine weitere Möglichkeit als Kater zu einem Schildpattfell zu kommen und eventuell sogar verdünnte und Vollfarben gleichzeitig zu zeigen, könnte in eben dieser Flexibilität des kugeligen Zellhaufens begründet sein. Dies betrifft die Schildpattiere mit der Konstellation XX/XY (Katzenzwicke genannt) oder XYrot/XYnichtrot oder noch komplizierteren Konstellationen. Ein Zellhaufen übersteht nicht nur unbeschadet eine Teilung in diesem frühen Lebensstadium (Entstehung eineiiger Zwillinge), sondern auch die Verschmelzung von zwei oder sogar mehr Geschwister-Zellhaufen zu einem einzigen Lebewesen. Dies nennt man Chimäre. Ist einer der Zellhaufen mit einer falschen Chromosomenanzahl behaftet, so kann z. B. die Konstellation XXY/XY entstehen - ein "halber Klinefelter" sozusagen. Das Schildpattmuster entsteht dabei natürlich nur, wenn die "Schalterstellung" auf den verschiedenen X-Chromosomen unterschiedlich ist, rot oder nicht-rot. Dieser "halbe Klinefelter" ist wahrscheinlich fruchtbar, denn seine normalen XY Keimzellen könnten normales Sperma produzieren. Auch die Verschmelzung von zwei normalen männlichen Zellhaufen kann ein Schildpattmuster ergeben, wenn der eine XYrot und der andere XYnicht-rot war. Wahrscheinlich entsteht hierbei ein fruchtbarer Schildpattkater mit ganz unauffälliger normaler XY-Chromosomen-Konstellation, der man nicht ansehen kann, daß sie eigentlich XYrot/XYnicht-rot ist.
Geht man nun in den Gedankenspielen noch einen Schritt weiter und stellt sich vor, daß zwei Zellhaufen verschmelzen, die weitere unterschiedliche "Schalterstellungen" auf anderen Genen aufweisen, so kann man zu einem Tier kommen, daß gleichzeitig blau-schildpatt und schwarz-schildpatt zeigt. Hierbei stand bei dem einen Zellhaufen die "Schalterstellung" auf dem Gen D/d auf Verdünnung, bei dem anderen Zellhaufen auf Vollfarbe. Dies könnte man auch auf andere Gene anwenden, z. B. das Chocolate-Gen B/b. Es wären so auch Tiere denkbar, die ein Muster aus chocolate und schwarz zeigen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt - der Natur offensichtlich schon.
Je mehr Gene in zwei verschmelzenden Zellhaufen unterschiedlich sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, daß die Chimäre doch nicht lebensfähig ist. Ein Tier, daß gleichzeitig verdünnte und nicht-verdünnte Farbe zeigt und dazu noch ein seltener fruchtbarer Schildpattkater ist, ist also extrem selten, aber eventuell doch möglich!

Fazit:
Es gibt also, grob eingeteilt, wahrscheinlich drei Möglichkeiten für einen Kater zu einer Schildpattfärbung zu kommen:
1. durch fehlerhafte Zellteilung vor der Befruchtung. Dadurch entstehen meist unfruchtbare Klinefelter. Wie normale Katzen haben Klinefelter keine Möglichkeit Verdünnung und Vollfarbe gleichzeitig zu zeigen.
2. durch fehlerhafte Zellteilung nach der Befruchtung, dadurch entstehen teilweise fruchtbare Mosaiktiere. Da Mosaiktiere ebenfalls aus nur einer befruchteten Zelle entstehen, haben auch sie keine Möglichkeit gleichzeitig blau- und schwarzschildpatt zu sein.
3. durch Verschmelzung von Geschwistern kurze Zeit nach der Befruchtung, dadurch entstehen Chimären, die auch teilweise fruchtbar sein können.
Da Chimären aus zwei, oder sogar noch mehr, einzelnen Individuen entstehen, haben sie als einzige die Möglichkeit Verdünnung und Vollfarbe gleichzeitig zu zeigen.

Quelle: http://www.neva-masquerade.de/Chimaere.htm